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Gemeinwesen Orientiertes Bauen

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Dorfplatz Bamberg Dorfplatz Bamberg
Gemeinschaft und Architektur beziehen sich aufeinander, das Eine fordert das Andere

Die erste Leitthese der Agenda 21 behandelt das Gemeinwesen. In Bezug auf die Architektur ist uns dieser Zusammenhang in den letzten Jahrzehnten ganz verloren gegangen. Jeder denkt nur an das einzelne Haus. Und das entspricht auch genau unserem Denken. Sozial vernetzte Nachbarschaften gibt es heute nicht einmal mehr im Sprachgebrauch geschweige denn in der Planungswirklichkeit. Es gilt als ausgesprochen unmodern an die Gemeinschaft zu denken, denn man sagt heute denkt eben jeder nur an sich. Das kommt in der Architektur deutlich zum Ausdruck. Weder die Einfamilienhauswüsten noch die Geschossbausiedlungen zeigen Plätze als identifizierbaren Mittelpunkt der Siedlergemeinschaft.

In der Agenda 21 hört sich das so an: Zukunftsbeständigkeit des Gemeinwesens: Konsens über Grundwerte, gesunde Lebensbedingungen und Verteilungsgerechtigkeit zwischen den derzeit lebenden Menschen und zwischen den Generationen. Für die Architektur geht es hier um die sozial vernetze Nachbarschaft. Die erste These des Stadtökologischen Manifests lautet z. B.:Die Aufgliederung der gesamten vorhandenen und noch zu schaffendenSiedlungsflächen in überschaubare teilautarke Nachbarschaften zielt auf die Schaffung selbstregulierender sozialer Einheiten hin.

Damit wird auch die Beteiligung der Betroffenen an der Siedlungs- und Gemeindeplanung gefordert. Durch die Beteiligung der späteren Bewohner an der Planung kann der erste kern eines Siedlervereins entstehen, der dann Aufgaben der Teilautarkie übernehmen kann. Im Zuge der politischen Bemühung, das Subsidiaritätsprinzip zu stärken, das heißt alles nach unten zu delegieren soweit eine sachgerechte Bearbeitung gegeben ist, müsste konsequenterweise im Bauwesen zur Stärkung der Nachbarschaften führen.

Bamberg Wasserspielplatz Bamberg Wasserspielplatz
Alle öffentlichen Freiflächen sind in der ganzheitlichen Bamberger Siedlung Spiel- und Gemeinschaftsflächen

Viele sind der Meinung, der heutige Mensch wäre gar nicht mehr gemeinschaftsfähig. Der Stress am Arbeitsplatz würde dazu führen, dass der einzelne in seinem Wohnumfeld nicht auch noch Kommunikation ertragen kann. Diese an sich richtige Beobachtung wird dadurch noch verstärkt, dass das Wohnen zu wenig stressfreien Lebensraum zur Verfügung stellt. Der Mensch muss sich vollkommen von der Nachbarschaft zurückziehen können und auch in seinem Garten ohne soziale Kontrolle seinen Neigungen nachgehen können. Nur wenn es diesen hochwertigen geschützten privaten Lebensraum gibt, wird der Mensch sich so regenerieren können, dass er dann auch wieder gerne auf die Mitmenschen zugeht. Deshalb ist einer der Forderungen in den Landschaftssiedlungen, dass jede Wohnung einen einsichtsgeschützten Garten als Wohnzimmer im Freien erhält.

Im Städtebau und Siedlungsbau wird das Gemeinwesen mit den Gemeinschaftsflächen sichtbar. Heute werden fast alle öffentlichen Flächen vom Auto belegt. Flächen, die autofrei der Gemeinschaft vorbehalten sind, gibt es heute kaum mehr. Das zeigt die Gewichtung des Autos und das vergessene Prinzip Gemeinschaft. Nur in ganzheitlichen Siedlungen wie z. B. in der Nachbarschaftssiedlung Bamberg gibt es autofreie Plätze, Höfe, Gassen, Passagen und es gibt auch Gemeinschaftsräume. Getragen wird das von einem Siedlerverein. Und damit die Siedler sich total dem sozialen Stress entziehen können, besitzt jede Wohnung einen einsichtsgeschützten Innengarten. Nur so funktioniert der kulturelle Austausch und die soziale Vernetzung z. B. auch zwischen Alt und Jung. rauf